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In Deutschland wird aktuell viel über die Zukunft der Arbeit diskutiert und auch vermehrt in der Presse berichtet (s. Artikel “Das grenzenlose Büro? Über die Macht der vier Wände“ oder auch „Büros in denen Arbeit Spass macht„). Innovative Architektur und zukunftsweise Arbeitswelten sind noch immer Mangelware in Deutschland. Daher lohnt der Blick über den Tellerrand in´s nahe Ausland.

Microsoft (Source: Wikimedia Commons)

Microsoft (Source: Wikimedia Commons)

Microsoft hat im vergangenen Jahr in Amsterdam, direkt am Flughafen Schiphol, und jetzt auch in Wien sein Programm WorkPlace Advantage (WPA) im Rahmen einer Konsolidierung umgesetzt. Das Ziel dieses Konzeptes ist die Fokussierung auf das Potential der Mitarbeiter, eine bessere Unterstützung der Kollaboration und Work-Life-Balance. Alle Arbeitsplätze sind dabei non-territorial, d.h. kein Mitarbeiter verfügt mehr über einen fest zugewiesenen Arbeitsplatz. In Deutschland verursachen solche Ansätze noch immer Angst, in Holland schätzen die Nutzer die Wahlfreiheit und die hohe Qualität.

 

Anfang des Jahres konnte ich mir bei einer Führung selbst ein Bild von der Microsoft-Zentrale in Amsterdam machen. In seinem Eröffnungsvortrag mit dem Titel „Towards a People Ready Organzation“ erläuterte der General Manager Theo Rinsema den Hintergrund des Konzeptes. Zu Beginn standen für ihn die zentrale Fragen:

  • Are we  successful enough?
  • Do we realize the real potential of our people?
  • How can our people work in the most collaborative way?

Bereits hier verdeutlicht sich die Weitsichtigkeit des Managers – denn nicht die Kosten oder die Architektur stehen im Vordergrund seiner Überlegung, sondern der Mensch. Als das größte Kapital eines Dienstleisters ist der Mensch und der Austausch von Wissen ist entsprechend von höchster Bedeutung. Daher ist ein sehr intensiver Change-Prozess angestossen worden, der auf einer selbst entwickelten Methode basiert und die nicht nur positiven, sondern auch negativen Stimmen ein Podium gab. So sind letztlich alle Mitarbeiter zu Wort gekommen.


 Quelle: Postfächer bei Microsoft, eigene Aufnahme

Microsoft hat in Schiphol etwa 645 Full-Time-Equivalent (FTE) zuzüglich 380 Externen bei einer sharing-ratio von 0,6 untergebracht. Das bedeutet für 100 Mitarbeiter 60 Arbeitsplätze. Weitere wichtige Errungenschaften sind wie folgt:

  • Welcome Manager nehmen Gäste und Kollegen in Empfang und begleiten Sie durch das Gebäude
  • es gibt keine klassischen Büroräume mehr, sondern sehr differenzierte Raumszenarien. Diese reichen von großen Workbenches über Think Tanks bis zu Lounges. Das Herz bildet die Café Bar, in der es auch Kleinigkeiten zu Essen gibt.
  • Die Mitarbeiter arbeiten zu 98 % digital, im Schnitt werden nur noch zwei DIN A4 Seiten pro Kopf in der Woche ausgedruckt. Daher ist auf Container bzw. Stauräume komplett verzichtet worden.
  • Auf den Tischen finden sich keine Telefone, jeder Mitarbeiter hat ein Mobiltelefon inkl. Headset.
  • Die Mitarbeiter erhalten 30,-€/Monat pauschal als Aufwandsentschädigung für die Arbeit im Home Office. Diese Summe ist dafür gedacht, damit die Leute nicht in das Büro fahren, weil sie sich das Geld für Heizung und Strom zu Hause sparen wollen.
  • Durch jährliche Messungen bestätigt, ist die Work-Life-Balance der Mitarbeiter deutlich angestiegen und erreichte im internen Ranking bei Microsoft 2010 die höchste auf der Welt.
  • Die Kosten pro Mitarbeiter sind deutlich gesunken, die Immobilienkosten sogar um 30 %.
  • Das Büro wird pro Woche von ca. 1.000 Interessierten besucht. Das bedeutet, etwa 50.000 Menschen besuchen Microsoft und dienen somit als Multiplikatoren einer weitreichenden Unternehmenskultur – ebenso wie ich, der hier diese Zeilen schreibt.

Der Altersdurchschnitt bei Microsoft liegt bei 38 Jahren. Nun könnte man glauben, das Konzept wird ausschließlich von jungen Menschen favorisiert – interessanter Weise sind es wohl aber genau diese gewesen, die zuvor die traditionellere Arbeitsweise an den Tag legte.

  Quelle: Workbench bei Microsoft, eigene Aufnahme

Die Anmutung der Innenarchitektur ist sehr hochwertig, versprüht Farbe und Freude. So sind die Kernwände mit Filzkacheln verkleidet, die neben der Haptik auch die Akustik optimieren. An keiner Stelle hatte man den Eindruck, es sei zu laut oder nicht ausreichend Platz und Abschirmung vorhanden.

 Quelle: Sitzecke bei Microsoft, eigene Aufnahme

Auf einem Impulsvortrag zum Thema Arbeit der Zukunft habe ich neben Impressionen der Lounge, einiger Workbenches das Bild der Sitzecke eingebaut. Eine Teilnehmerin aus der Runde fragte daraufhin: Das sind schöne Bilder von Kommunikationsbereichen, aber warum zeigen Sie uns nicht einmal die Büros? Die klassische Denkweise, die dieser Frage zugrunde liegt, lässt garnicht zu, den hier eingeschlagenen Weg zu begreifen. Dennoch sind solche Projekte als Beispiele wichtig. Wer den weiten Wurf sieht, bewegt sich danach vielleicht selbsteinen Schritt nach vorne.

  

  Quelle: „Camping verboten“ bei Microsoft, eigene Aufnahme

Ein weiteres Beispiel liefert Microsoft selbst – das gerade umgebaute Büro in Wien. Auf 4.500 qm ist hier ebenfalls das WPA umgesetzt worden. Nur noch rund 15 % der Mitarbeiter haben zugewiesene Arbeitsplätze und die Wahlfreiheit, einen Tag pro Woche weniger im Büro zu verbringen. Im Ergebnis wird die Umwelt dadurch um 80 Tonnen weniger CO2 pro Jaher belastet. Welche Erfahrungen die Mitarbeiter sonst noch gemacht haben, lesen Sie hier

 

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